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„Diese Möglichkeiten muss es um die Ecke geben“

Jonas Stenglein hat als Schüler die digitalen Werkstätten in Bayreuth und Erlangen erlebt. Auch in Lichtenfels sollte es einen Makerspace geben, findet er – dort möchte er seine Erfahrungen gerne weitergeben.

 

„Schön ist, wenn man etwas sehen und anfassen kann“, sagt Jonas Stenglein. Er war in der siebten Klasse zum ersten Mal in einem Makerspace. Im „FabLab“ in Bayreuth stehen unter anderem 3-D-Drucker, Lasercutter oder Folienplotter. Die Betreuer haben den Schülern damals eine Einführung gegeben, „seitdem sind wir immer wieder mal hingefahren“. Jonas Stenglein wünscht sich, dass so eine Werkstatt näher bei den Schülern ist, deshalb ist er mit dabei, den Makerspace des Forschungs- und Anwendungszentrum für digitale Zukunftstechnologien (FADZ) aufzubauen. Diese Werkstatt für alle möglichen und fast unmöglichen Lösungen soll bereits im kommenden Jahr im Marktplatz 15 in Lichtenfels entstehen – auf den Flächen, in denen früher die Buchhandlung Schulze war. Jonas Stenglein beginnt gerade sein Informatik-Studium in Bayreuth: „Ich möchte mich breit aufstellen und mich heute noch nicht festlegen, in welche Richtung ich später einmal gehen werde.“ Wichtig ist ihm, dass die Ideen den Computer auch wieder verlassen. „In unserem PSeminar haben wir Adam-Riese-Rechenbretter für Kinder konzipiert und dann gelasert.“ Dafür ist er mit seinem Kurs nach Erlangen gefahren – auch dort gab es einen Makerspace. „Wer es zum ersten Mal sieht, ist überrascht, wie gut das geht. Und die Ergebnisse, die aus einem Lasercutter kommen, sehen einfach professionell aus“, sagt der 18-jährige. Das, was die Schüler in Händen halten, ist zu 100 Prozent selbst gemacht. „Wir hatten die Idee, dann haben wir ein Modell entworfen und schließlich sind wir nach Erlangen gefahren und haben es vor Ort selbst hergestellt.“


Am Anfang hatte er keine Ahnung, wie das gehen könnte oder was auf ihn zukommt. „Das Publikum im Makerspace war bunt gemischt. Natürlich Studenten, Schüler, aber auch Ältere“, erinnert sich Stenglein. „Die Leute waren extrem nett und haben sich gegenseitig geholfen.“ Das fasziniert ihn, und genau das möchte er in Lichtenfels auch gerne verwirklichen. „Ich würde gerne sagen können: Komm doch mal mit, wir gehen in den Makerspace und suchen nach einer Lösung“, sagt er. Doch die Entfernung ist immer eine Barriere. „Eine Stunde fahren und dann ist vielleicht die Maschine nicht frei, die ich brauche – das macht doch keiner. Diese Möglichkeiten muss es hier in Lichtenfels geben, für jeden um die Ecke.“


So eine Werkstatt mit den modernsten Werkzeugen ist auch ein Ansporn, immer besser zu werden. Abgerechnet wird normalerweise in Maschinenminuten. „Unser erstes Rechenbrett lag eine Viertelstunde im Lasercutter“, erzählt Jonas Stenglein. Das hat ihm zu lange gedauert. „Wir haben dann überlegt, wie wir den Bauplan optimieren können, damit es schneller geht und für uns auch billiger wird.“ Gemeinsam sind sie dann auf eine Maschinenzeit von drei bis vier Minuten pro Brett gekommen. Auch das ist eine Leistung der Gemeinschaft. Wenn jeder an die Maschine will, helfen alle, die Warteschlange zu verkürzen – Geld wird ganz nebenbei gespart. „Die digitale Technik ermöglicht uns, von Stück zu Stück besser zu werden. Wir können nach jedem Plot, Druck oder Schnitt dazulernen.“ Das ist die Motivation von Jonas Stenglein. Und das hat er auch in den „Laboren“ in Bayreuth und Erlangen erlebt.


„Ich möchte mich und meine Erfahrungen im FADZ einbringen“, sagt er. Zum Beispiel könnte er derjenige sein, der im ehemaligen H. O. Schulze künftig Siebtklässlern zeigt, wie ein Lasercutter funktioniert; oder auf den Bauplan schaut und sieht, wie Maschinenzeiten verkürzt werden können; oder aus Ideen etwas macht, was es in der realen Welt gibt und jeder anfassen und begreifen kann. „Ich glaube, im Lichtenfelser Makerspace kann jeder erleben, dass man kein Programmierer oder Computer-Enthusiast sein muss, um die digitalen Möglichkeiten zu nutzen. Da bin ich gerne dabei.“